2025 starten wir in Schwerbach ein Landwirtschaftsprojekt auf 5,5 Hektar gepachten Wiesen, das auf symbiotischer Beweidung* basiert. Mit Wiederkäuern und Geflügel setzen wir auf ein Rotationssystem, inspiriert von Pionieren wie Richard Perkins und Joel Salatin, wir kombinieren ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Unser Weideprojekt verein das höchstes Tierwohl, effiziente Arbeitsabläufe und finanzielle Tragfähigkeit.

Seit 2019 beschäftige sich Nik mit intensiv mit regenerativer, kleinbäuerlicher Landwirtschaft. 2020 habt er eine Gemüse Solawi gegründet und mit Tierhaltung angefangen (Schafe, Gänse, Enten und Legehennen). 2024 haben wir Erfahrungen mit Weidehähnchen gesammelt.

Unser Schwerpunkt bei den Tieren liegt von Anfang an auf symbiotischer Beweidung, bei der Legehennen den Mutterschafen folgen. Die Weide wird nur einen Tag von den Schafen und am folgenden Tag von den Hühnern genutzt, was eine optimale Regeneration der Flächen sicherstellt. Dieses System ermöglicht uns, die Weide effizient zu nutzen, indem täglich nur eine neue Koppel für die Tiere vorbereitet wird, aber zwei Gruppen täglich eine frische Weide bekommen. Mehr zu den Hintergründen der symbiotischen Beweidung im Anhang

Ziel für 2025: Jetzt bauen wir unser Konzept weiter aus und lassen dabei wirtschaftliche Aspekte einfließen, ohne unsere Grundsätze zu verlassen. Unser Fokus liegt auf kompromisslos guter Tierhaltung, optimierten Arbeitsabläufen, bodenaufbauenden Methoden und krisenresilienten Strukturen. 2025 planen wir eine symbiotische Beweidung mit Kälbern, Schafen, Gänsen, Puten und Hühnern. Inspiriert von Vorbildern wie Richard Perkins, Joel Salatin und Allan Savory.

Da wir noch auf der Suche nach einem dauerhaften Ort sind, ist es uns aktuell nicht möglich, beständige Herden aufzubauen. Daher werden wir vorerst auf Legehennen und Mutterschafe verzichten und uns auf eine saisonale Weidehaltung konzentrieren. Anstelle einer dauerhaften Schafherde planen wir, im Frühjahr männliche Nachzuchten von Milchviehbetrieben zu übernehmen und diese bis zum Winter zu vermarkten, sodass wir ohne Tiere durch den Winter gehen können.

Schlüsselkomponenten des Projekts:

Höchstes Tierwohl und optimale Tiergesundheit durch tägliche frische Weide, kleine Gruppen, ausreichende Wasser- und Futterplätze, sowie stressfreie Bedingungen für rangniedrigere Tiere.

Effiziente und leicht erlernbare Arbeitsabläufe, die von einer Person alleine, ohne den Einsatz von Maschinen, bewältigt werden können.

Finanzielle Tragfähigkeit durch Direktvermarktung mit einem involvierten Kund*innen-Stamm.

Integration in einen größeren Kontext der regenerativen Landwirtschaft. 

Vierstufige Weidefolge: 
Zunächst grasen Kühe, gefolgt von den Schafen, darauf folgen die Gänse und am Schluss die Puten. Die Weidehähnchen ergänzen die Beweidung an unzugänglichen Stellen.

Jede Tiergruppe erhält täglich eine Fläche von etwa 600 m² (entsprechend 4x25 m Geflügelnetz). Wenn die Kühe ein neues Stück erhalten, folgen die Schafe auf die Fläche der Kühe, dannach nutzt das Geflügel die Fläche. Im Anschluss bekommt jedes Stück eine Regenerationszeit von etwa 2 Monaten. Die kurzen Beweidungsintervalle stimulieren dabei das Pflanzenwachstum, fördern die Entwicklung und den Artenreichtum.

Mit einer sorgfältig durchdachten Choreografie passen wir dieses Rotationssystem an die Flächen an.

2025 können wir deutlich mehr Fläche bespielen als bisher, anstatt unsere Schafherde zu vergrößern übernehmen wir im Frühjahr männliche Nachzucht von benachbarten Bioland und demeter Milchvieh Betrieben. Denn ohne eine verantwortungsvolle Aufzucht der Jungtiere ist verantwortlicher Käseverzehr nicht denkbar.

Symbiotische Beweidung

Ein Blick auf die Hintergründe

 

Symbiotische Beweidung, mit „mob grazing“ oder „holistic planned grazing“ als wesentlichem Bestandteil, ist eine Methode der Weidebewirtschaftung, die darauf abzielt, den natürlichen Kreislauf zwischen Pflanzen, Tieren und Böden zu nutzen. Dieser Ansatz, bei dem verschiedene Tierarten in einem rotierenden System auf derselben Fläche grasen, bietet eine Reihe von ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteilen.
In der Praxis finden sich wenige Betriebe welche es schaffen die Bedürfnisse der verschiedenen Tierarten auf einander abgestimmt und wirtschaftlich tragbar zu erfüllen. Wobei die Vorteile immer öfter auch in Fachkreisen anerkannt werden, da mit der Zeit Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Studien die Effizienz und Nachhaltigkeit dieser Beweidung belegen.

1. Bodenverbesserung und Regeneration

Ein zentraler Vorteil der symbiotischen Beweidung ist die Verbesserung der Bodengesundheit. Durch die Rotation der Tiere auf kleine, intensiv beweidete Flächen wird der Boden nicht überweidet und kann sich erholen. Die Tiere fressen nur die obersten Pflanzenschichten, was das Wurzelwachstum fördert und den Boden stabilisiert. Dieses System kann die Kohlenstoffspeicherung im Boden erhöhen, was zur Bekämpfung des Klimawandels beiträgt. Die erhöhte organische Substanz im Boden verbessert zudem die Wasserspeicherfähigkeit, was Erosion reduziert und die Fruchtbarkeit steigert.

2. Erhöhung der Biodiversität

Durch den Wechsel verschiedener Tierarten auf derselben Fläche werden unterschiedliche Pflanzen und Insekten gefördert. Rinder, Schafe, Gänse, Hühner und Puten haben verschiedene Futtervorlieben, was dazu führt, dass verschiedene Pflanzenschichten genutzt werden. Während Wiederkäuer wie Rinder oder Schafe sich ausschließlich von Pflanzen, wie Gräser und Kräuter, ernähren, picken Geflügel auch nach Samen und Insekten, wodurch der Druck auf einzelne Pflanzenarten verringert und eine vielfältigere Pflanzen- und Tiergemeinschaft gefördert wird. Studien in den USA zeigten, dass die Diversität der Pflanzenarten und Bodenmikroben auf Flächen mit symbiotischer Beweidung signifikant höher war, als auf konventionell bewirtschafteten Flächen (-> Polyface Farm).

3. Pflanzengesundheit und Weideresilienz

Die symbiotische Beweidung führt auch zu einer höheren Weideresilienz, da das zeitlich abgestimmte Rotationssystem die Pflanzen dazu anregt, stärker zu wachsen. Wenn Weideflächen intensiv, aber nur für kurze Zeit, von Tieren genutzt werden, bleiben die Pflanzen gesund und produktiv. Dies bedeutet, dass die Flächen langfristig ertragreicher sind, ohne dass chemische Düngemittel notwendig sind. Mehrere Berichte aus landwirtschaftlichen Betrieben, die dieses System einsetzen, zeigen, dass sie im Vergleich zu herkömmlichen Beweidungspraktiken eine höhere Futtermittelproduktion und geringere Betriebskosten verzeichnen.

4. Gesundheit der Tiere

Die Gesundheit der Tiere profitiert erheblich von der symbiotischen Beweidung. Durch die regelmäßige Bewegung auf neue Flächen sind die Tiere weniger anfällig für Krankheiten, die durch Bodenkontakt und Parasiten verursacht werden. Der Infektionskreislauf wird unterbrochen, indem die infizierten Flächen erst von verschiedenen Tiergruppen besucht werden und dann über Wochen ruhen, können die Krankheitserreger keinen passenden Wirt finden. Zudem erhalten die Tiere eine abwechslungsreiche Ernährung, da sie in verschiedenen Weideumgebungen grasen, was zu einer besseren Nährstoffversorgung und einem allgemein besseren Gesundheitszustand führt. Insbesondere Hühner profitieren von diesem System, da sie auf frischen Weideflächen immer viele Insekten und frische Pflanzen finden. Unsere Erfahrung zeigt, dass der Ernährungsanteil an selbst gesuchtem Futter schon nach dem zweiten Tag am gleichen Standort drastisch sinkt und die Hühner deutlich mehr Körnerfutter aufnehmen, als wenn sie täglich umgekoppelt werden.

5. Geringerer Einsatz von Antibiotika und Chemikalien

In symbiotischen Beweidungssystemen wird der Einsatz von Antibiotika und chemischen Entwurmungsmitteln deutlich reduziert. Die regelmäßige Bewegung der Tiere verhindert die Ansammlung von Parasiten, die häufig in stationären Systemen auftreten. Untersuchungen haben gezeigt, dass Betriebe, die symbiotische Beweidung betreiben, weniger Abhängigkeit von chemischen Behandlungen haben, was nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch zur allgemeinen Tiergesundheit und zur Reduzierung des Risikos von Antibiotikaresistenzen beiträgt. Joel Salation spricht von "verwirrten Krankheitserregern", denn wenn ein auf Rinder spezialisierter Wurm von einem Schaf aufgenommen wird, kann er sich dort nicht vermehren, verstirbt und wird wieder ausgeschieden. Wenn er von einem Huhn erwischt wird, ist es sogar noch besser, dann er wird einfach als Leckerbissen mitverdaut.

6. Wirtschaftliche Vorteile und Arbeitsersparnis

Neben den ökologischen Vorteilen bietet die symbiotische Beweidung auch ökonomische Vorteile. Landwirte berichten von niedrigeren Betriebskosten, da sie weniger für Futter, Düngemittel und Tierarztkosten ausgeben. Zudem erfordert das tägliche Umsetzen der Tiere auf neue Flächen weniger Arbeit als herkömmliche intensive Stallsysteme, bei denen mit Maschienen Eingestreut, Ausgemistet oder Gülle gefahren werden muss. Ein einfaches elektrisches Geflügelnetz, das alle paar Tage versetzt wird, kann von einer einzelnen Person bewältigt werden. Außerdem sorgt die Direktvermarktung der Tierprodukte oft für höhere Preise, da die Verbraucher zunehmend Wert auf nachhaltig und artgerecht produzierte Nahrungsmittel legen.

7. Klimafreundliche Landwirtschaft

Ein weiterer bedeutender Vorteil der symbiotischen Beweidung ist ihr Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Durch das gezielte Beweiden wird der Bodenaufbau gefördert, was zur Kohlenstoffspeicherung beiträgt. Dies ist ein zentraler Punkt in der Diskussion über klimafreundliche Landwirtschaft. Zudem wird durch die bessere Wasserspeicherfähigkeit der Böden und die geringere Erosion weniger CO₂ freigesetzt. Landwirtschaftliche Betriebe, die auf regenerative Praktiken wie symbiotische Beweidung setzen, tragen nachweislich dazu bei, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.

Fazit

Symbiotische Beweidung bietet eine zukunftsfähige und nachhaltige Alternative. Sie verbessert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität, sondern fördert auch die Tiergesundheit und kann die Betriebskosten senken. Der Einsatz dieser Methode zeigt, dass eine harmonische Zusammenarbeit von Tieren, Pflanzen und Menschen möglich ist und langfristig wirtschaftliche und ökologische Vorteile bringt. Durch den Fokus auf regenerative Praktiken und eine umweltfördernde Landwirtschaft wird die symbiotische Beweidung zu einem Modell, das LandwirtInnen und NaturschützerInnen überzeugen kann.

In seinem TED Talk erklärt Allan Savory die Prinzipien des ganzheitlichen Weidemanagements und betont die globale Bedeutung der Landwirtschaft. Für diesen Vortrag wird er stark kritisiert, weil er stark vereinfachenden und polarisierend über komplexe Zusammenhänge spricht. Für eine Einführung ins Thema lohnt es sich trotzdem Allan zuzuhören.

Mehr dazu zu lesen gibts bei:

Allan Savory

Allan Savory; Jody Butterfield (10 November 2016). Holistic Management, Third Edition: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment. Island Press.

Savory, Allan; Butterfield, Jody (1999) [1988]. Holistic Management: A New Framework for Decision Making. Island Press. 

Sam Bingham; Allan Savory (1993). The Holistic Resource Management Workbook. Island Press.

Savory, Allan (2013). The Grazing Revolution: A Radical Plan to Save the Earth. TED Conferences. 

Richard Perkins

Regenerative Agriculture: A Manual for Making Small Farms Work

Ridgedale Farm Builds: Low-Cost Infrastructure for Regenerative Farmers

Farm Fish Hunt Pick Bake

Joel Salatin

Salad Bar Beef (1996). ISBN 978-0-9638109-1-5 

Pastured Poultry Profits (1996). ISBN 978-0-9638109-0-8 

You Can Farm: The Entrepreneur's Guide to Start & Succeed in a Farming Enterprise (1998). ISBN 978-0-9638109-2-2 

Family Friendly Farming: A Multigenerational Home-Based Business Testament (2001). ISBN 978-0-9638109-3-9 

Holy Cows And Hog Heaven: The Food Buyer's Guide To Farm Friendly Food (2005). ISBN 978-0-9638109-4-6 

Everything I Want To Do Is Illegal: War Stories From the Local Food Front (2007). ISBN 978-0-9638109-5-3 

The Sheer Ecstasy of Being a Lunatic Farmer (2010). ISBN 978-0-9638109-6-0 

Folks, This Ain't Normal: A Farmer's Advice for Happier Hens, Healthier People, and a Better World. Center Street. 2011. ISBN . 

Fields of Farmers: Interning, Mentoring, Partnering, Germinating (2013). ISBN 978-0-9638109-7-7 

The Marvelous Pigness of Pigs (2016).[23] ISBN 978-1455536979 

Your Successful Farm Business: Production, Profit, Pleasure (2017). ISBN 978-0-96381-098-4 

Polyface Designs: A Comprehensive Construction Guide for Scalable Farming Infrastructure (2020). ISBN 978-1-7336866-1-7 (together with Chris Slattery) 

Polyface Micro: Success with Livestock on a Homestead Scale (2021). ISBN 978-1-7336866-2-4

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